Zurück

Was sind Wechselschleifen?

Die Hausorgel Reinhardt besitzt Wechselschleifen. Was ist das? Nun, mit Wechselschleife wird ein Schleifladensystem bezeichnet, welches auf mechanischem Weg ohne Koppeln das Anspielen derselben Pfeifenreihe von zwei (oder mehr) Klaviaturen ermöglicht. Dabei entscheidet die Stellung der Schleife, zu welcher Klaviatur die Pfeifenreihe gehört. Bei Wechselschleifen ist also ein Register nicht nur an- und abschaltbar zum Spiel auf einer Klaviatur, sondern darüber hinaus auch anspielbar von einer zweiten Klaviatur. Hierfür gibt es drei Schleifenstellungen: Register spielbar auf Man. I, Register aus, Register spielbar auf Man. II. Manche Orgeln bieten das gleichzeitige Spiel des Registers auf Man. I und Man. II (z.B. die Quinte 2 2/3 der Hausorgel Fräulin). Der Wind zu einer Pfeife kommt dabei vom Ventil von Man. I und von Man. II. Dieses Konzept wurde beim Bau nicht in Erwägung gezogen, da sich Probleme mit der Intonation einstellen können. Wechselschleifen ermöglichen also nur alternierendes Spiel: entweder auf I oder auf II, nicht aber gleichzeitig.

Die technische Umsetzung erfolgt durch doppelt vorhandene Bohrungen in der Schleife sowie die Anordnung der Ventile im Windkasten in der Reihenfolge C von Man. I, C von II, Cis von I, Cis von II. Wohlgemerkt doppelte Ventile, als Pfeife existiert ja nur ein C, ein Cis usw. Wichtig ist der gleich lange Windweg über annähernd gleich große Kanzellen- und Pfeifenstockverführungen. Auch sollten die Verluste der beiden Windverführungen zum Pfeifenfuß gleich groß sein, da sonst die Pfeifenintonation erschwert wird.

Vorteile einer Wechselschleife

Mit Wechselschleifen können Pfeifenreihen in mehreren Manualen verwendet werden. Es gibt kein ausgeprägtes Hauptwerk oder Positif, sondern einen Gesamtpfeifenbestand, der beliebig auf die Manuale verteilt werden kann. Gerade bei einer Orgel, die zum Üben konzipiert wurde, eröffnen sich so bei kleinem Registerbestand mehr Möglichkeiten für Manualwechsel und das Spiel der linken und rechten Hand auf getrennten Manualen. Hier wird also bewusst mehr in Technik als in Klang investiert. Für eine Übeorgel reichen bereits wenige Register aus und das Erlernen der technischen Fähigkeiten geht Hand in Hand mit den erweiterten Registriermöglichkeiten.

Selbstverständlich vermisst bei ausreichender Registerzahl auf beiden Manualen niemand die Wechselschleife. Jedoch ist gerade die bessere Ausnutzung des aus Platzgründen geringen Registerbestandes einer zu Übezwecken errichteten Hausorgel ein gewichtiges Argument für das Wechselschleifenkonzept der Hausorgel Reinhardt. Selbständige 8'-Register für die rechte und die linke Hand und das Pedal bilden den Mindestbestand zum Üben. Dieser wurde, da die drei Register voll ausgebaut sind und entsprechend viel Platz brauchen, nur noch um je ein Register in 4' und 2'-Lage ergänzt. Der Organist, der diese Orgel konzertant spielen will, findet im geringen Registerbestand wahrscheinlich nicht die gewünschten Möglichkeiten. Doch war das konzertante Spiel auch nicht Teil des Baukonzeptes, sondern das Üben. Und trotzdem "geht" natürlich mehr!

(tr)

Bilder


Oben der obere Stock mit einem Loch pro Pfeife und (nicht sichtbar) innen liegenden Verführungen auf zwei Schleifenlöcher, in der Mitte die Schleife mit je zwei Löchern pro Ton, unten die untere Stockhälfte mit je zwei Löchern zu den Ventilen. Das Lochmuster der Schleife unterscheidet sich markant vom Lochmuster des Stocks.


Doppelte Ventile in der Basslade: schwarz beschriftet Ventile des ersten Manuals, rot beschriftet die des zweiten.


Die Ruhestellung der Schleife ist in der Mitte, die Löcher des I. Manuals sind beschriftet.

Jetzt noch ein Blick von oben in den Stock mit seinen Zusammenführungen.
Das Weiße ist die Schleife.


Ruhestellung: die Schleife sperrt beide Zugänge


Schleife nach rechts: Zugang von den Ventilen von Manual 1


Schleife nach links: Zugang von den Ventilen von Manual 2

Zurück